Warum Corona die Rentenerhöhung gefährden könnte
Die finanzielle Bewältigung der Corona-Krise führt dazu, dass die Staatskassen vor einem riesigem Finanzfiasko stehen. Die Ausgaben steigen sprunghaft an und die Steuereinnahmen sinken massiv. Jetzt sollen die Rentner einen finanziellen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise leisten. Die bereits beschlossene Rentenerhöhung 2020 wird immer häufiger infrage gestellt.
Wie werden die Rentenzahlungen finanziert?
Über das Umlageverfahren werden in Deutschland alle Sozialversicherungen und damit auch die gesetzliche Rentenkasse finanziert. Vereinfacht ausgedrückt: Aus den Gehältern der Beschäftigten werden jeden Monat Beiträge für die Rentenkasse abgeführt und diese Gelder unmittelbar an die Rentner ausbezahlt. Die laufenden Beitragszahlungen reichen aber nicht aus, um die gesamten Rentenzahlungen aufzubringen. Deshalb wird die Differenz regelmäßig vom Staat aus Steuermitteln ausgeglichen.
Welche finanzielle Auswirkung hat Corona auf die Rentenkasse?
Die Corona-Krise fordert die Bundesregierung enorm. Die Staatskassen werden mit Milliardenausgaben zur Bewältigung der Krise belastet, eine aufziehende Rezession lässt die Steuereinnahmen einbrechen und wegen Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit fehlen Beitragseinnahmen in der Rentenkasse. Die Rentenleistungen lassen sich unter den gegebenen Umständen nur schwierig finanzieren.
Warum werden Einschnitte bei der Rentenerhöhung befürwortet?
Ein Ausfall von Beitragseinnahmen bereitet der Rentenkasse Probleme bei der Finanzierung der Renten. Die Staatskassen müssen die Einnahmenlücke mit Steuergeldern schließen, obwohl die Steuereinnahmen in der aktuellen Krise massiv einbrechen. Da stellt sich die berechtigte Frage: Warum sollen die Finanzierungsprobleme der Rente allein die Steuerzahler und Beschäftigten schultern?
"Eine gewisse Solidarität der nicht mehr aktiven Beschäftigung mit den Erwerbstätigen, die letztlich alles erwirtschaften müssen, was an Wertschöpfung nachher verteilt wird, ist angemessen", sagt der Wirtschaftswissenschaftler und Rentenexperte Prof. Bernd Raffel-hüschen.
Rentenerhöhung 2020 aussetzen oder aufschieben?
Für das Kalenderjahr 2020 wurde bereits eine Rentenerhöhung beschlossen. Per 01. Juli 2020 steigen für rund 21 Millionen Rentner die Renten im Westen um 3,45 Prozent und im Osten um 4,2 Prozent. Die aktuelle Corona-Diskussion beschäftigt sich mit den Themen, ob man die Rentenerhöhung 2020 ganz aussetzt oder nur eine Verschiebung um einige Monate erfolgen sollte. Eine weitere Alternative könnte eine Senkung der Erhöhung sein. Alles wird wahrscheinlich starkt davon abhängig sein, wie sich die Corona-Krise und die Kassenlage in den nächsten Monaten entwickelt.
Rentenerhöhung 2021: Keine guten Aussichten für eine Erhöhung?
Für das Kalenderjahr 2021 wird man unter den gegebenen Umständen keine spürbare Rentenerhöhung in Aussicht stellen können. Denn Rentenerhöhungen orientieren sich im wesentlichen an der Einkommensentwicklung der Beschäftigten und diese sind für 2020 und 2021 nicht zu erwarten. Die Rentenversicherung kann auf der Basis der aktuellen Zahlen kein positives Signal für eine spürbare Rentenerhöhung in 2021 setzen.
Die Corona-Krise verursacht weitreichende Einschnitte im täglichen Leben und hat massive Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und Sozialsysteme. Unsere Sozialsysteme benötigen den finanziellen Transfer der Beschäftigten an die Alten. Das Umlageverfahren funktioniert aber nur, wenn die Berufstätigen die Rentenbeiträge in der Höhe leisten, die für die monatlichen Rentenzahlungen benötigt werden. Durch den demografischen Wandel geht diese Gleichung schon länger nicht mehr auf. Fast ein Drittel der Renten werden aktuell durch Steuereinnahmen gedeckt. Die Corona-Krise führt zu einer Rezession - die Steuereinnahmen sinken massiv und Arbeitslosigkeit bzw. Kurzarbeit lassen die Beitragseinnahmen der Rentenkasse einbrechen. Aktuell wird darüber diskutiert, ob eine Aussetzung, Verschiebung oder Absenkung der Rentenerhöhung 2020 die schwierige Finanzsituation der Rentenkasse etwas entlasten könnte.